Kölnische Rundschau  12.06.2007

Der Irrsinn erobert das All

Kaikaoss und Harry Birkofer zeigen surreale Bilder

Zwei Tage lang stellte Kaikaoss im Atelierhaus "Alte Lederfabrik" gemeinsam mit Ateliernachbar Harry Birkofer surreale Bilderwelten zur Schau. Ein Ölgemälde des afghanischen Künstlers irritierte die Besucher beim ersten Hinschauen ganz besonders: Über die Schleier der Schönen auf dem Zwei-Meter-Bild in Öl rollen Männerköpfe. 250 sind es an der Zahl. Die Frauengestalt zeigt ihr Gesicht nicht, doch ihr Körper ist nur halb verhüllt.

Im Gespräch lüftet Kaikaoss das Geheimnis der übermächtigen Heldin, die wie eine Rächerin erscheint: "Seit einiger Zeit setze ich mich mit den Frauen in meinem Heimatland auseinannder. Sie müssen sehr stark sein, um in einer solchen Gesellschaft zu überleben", erklärte er. Auf anderen Gemälden, die in ihrer Vielschichtigkeit an Träume erinnern, schweben Kirschen, Blätter und Herzen. Mit den fliegeden Objekten will der Künstler ernsten Themen ihre Schwere nehmen. "Die Welt ist grausam genug, ich lasse sie leicht erscheinen. Die Wahrheiten verstecken sich im Hintergrund", erläuterte Kaikaoss.

In Harry Birkofers Bildern dagegen geht es nicht um den Menschen, sondern um das, was er hinterlässt. Birkofers gemalte Bilder, die mit digital bearbeiteten Fotografien zu Collagen verarbeitet werden, zeigen ästhetisch verpackten Müll. Das Wirrwarr aus Flaschen, Grableuchten und Pillenverpackungen irritiert den Betrachter. Da versuchen Fische, dem Chaos zu entkommen und springen über Abfallberge, und im All setzt sich der Wahnsinn fort: Dort hat sich ein Mensch im Astronautenanzug fernab der Erde bereits sein Nest gebaut. "Im Kosmos die Lösung zu suchen, ist eine Flucht. Der Mensch muss seine Probleme auf der Erde lösen", lautet Birkofers Botschaft.

Lydia Keck



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